Fit mit Retro-Training

Crossfit - was ist das?

Auf einer Seite über funktionelles Training dürfen auch ein paar Worte zu Crossfit nicht fehlen. Greg Glassman, der Begründer, beschreibt Crossfit als konstant variierendes, hochintensives und funktionelles Bewegen. Und Crossfit ist funktionelles Training par excellence, weil Bewegungen und nicht einzelne Muskeln trainiert werden und in seinem Wesen eigentlich der Prototyp des hier propagierten Retro-Trainings.

Jedoch ist Crossfit nichts wirklich Neues, es ist einfach die moderne US-amerikanische Verpackung für altbekannte und bewährte Trainingselemente aus dem Turnen, dem Gewichtheben, der Leichtathletik und dem Laufen, bunt gemischt mit Entlehnungen aus dem Arbeitsleben z.B. von Holzfällern, Bauarbeitern etc. Trainiert wird oft in Form eines stets variierenden Zirkeltrainings, wie es die meisten von uns bereits aus dem Schulsport, dem (Turn-)Verein, dem Kampfsport oder dem Militär kennen.

Crossfit-Box
Die Crossfit-Trainingsräume, sogenannte Boxen, sind meist in ehemaligen Fabrik- oder Lagerräumen zu finden und im Vergleich zu modernen Fitnessstudios eher spartanisch, aber sehr zweckmässig ausgestattet.

Teure Trainingsmaschinen suchen Sie da vergebens, Sie finden dafür Klimmzugstangen und Ringe, Kurz- und Langhanteln, schwere Medizinbälle, Holzboxen, aber auch teilweise martialisch wirkende Dinge wie Kanonenkugeln mit Griff, sogenannte Kettlebells, schwere Eisenketten, dicke Seile, Vorschlaghämmer, riesige Traktorreifen, Sandsäcke, Eisenkeulen und andere teilweise merkwürdige Folterinstrumente mehr. Mit diesen Gerätschaften und den Übungen, die damit durchgeführt werden, lässt sich ein exzellentes Training gestalten.

Crossfit und die Legende vom Militär

Soldaten
Crossfit, so sehr ich diese Art Training auch schätze, wird oft zu etwas hochstilisiert, was es nicht ist. Dass Crossfit beispielsweise, wie mancherorts behauptet wird, das Fitnesstraining von Polizei und Militär revolutioniert haben soll, ist nichts weiter als ein Märchen.

Seit jeher mussten Kämpfer und Soldaten top trainiert sein, sonst hätten sie damals schon die Strapazen eines kampflosen Soldatenlebens nicht überlebt und erst recht nicht den Kampf Mann gegen Mann. Allein ein Kriegshammer wog bis zu 15kg. Wer als Soldat nicht stark und fit war, wurde bestimmt nicht alt.

Auch heute kommen Spezialeinheiten von Sicherheitskräften - Militär, Polizei etc. - ganz ohne Crossfit in den Genuss oft unmenschlich harter Trainingsprogramme. Bei diesen Männern geht es im Einsatz auch heute noch oft ums nackte Überleben.

Grundlagen für derartige Trainingsprogramme finden sich auch in einem US-amerikanischen Militärhandbuch aus dem Jahre 1943. Crossfit-Gründer Greg Glassmann selbst veröffentlicht(e?) einen elektronischen Abzug dieses Manuals 'Gymnastics and Tumbling', das "... prepared and published during World War II to provide the best standardized instruction in the sports selected to give the youths, training to be combat Naval pilots, the maximum physical and psychological benefits."

Richtig ist also, dass nicht Crossfit das militärische Training revolutionierte, sondern Glassman, notabene auch eine ehemaliger Turner, sein Crossfit nach dem Training dieser Spezialeinheiten ausrichtete.

Verletzungen sind keine Seltenheit

Um Crossfit - und damit komme ich zur Kritik - ranken sich bereits viele Märchen und Legenden. Das härteste Training auf der Welt soll es sein, und es bringe die fittesten Typen raus.

Tatsächlich wird im Crossfit oft sehr hart trainiert. Der Titel "Bis der Puls am Limit pumpt" eines Artikels über Crossfit in einer schweizerischen Sonntagszeitung charakterisiert, welches Motto in vielen Crossfit-Boxen vorherrschend ist. Bei den sogenannten WOD (Workout of the Day) geht es meist darum, möglichst schnell möglichst viele Wiederholungen von mehreren Übungen zu machen. "Bis zur völligen Erschöpfung und noch ein bisschen darüber hinaus" scheint vielerorts die Devise zu sein.

Sanität
Nichts gegen hartes Training, jedoch bei (hoch-)intensivem Training muss man immer auch Vorsicht walten lassen. Hochkomplexe Übungen aus dem Turnen und mit schweren Hanteln und Kettlebells können, so sie mit zunehmender Ermüdung nicht mehr korrekt ausgeführt werden, zu gravierenden Verletzungen und dauerhaften Schäden führen. Unzählige Filmchen im Web über Crossfit zeigen, dass solche Warnungen bitter notwendig sind. Hier müssten die Trainer energisch einschreiten, denn ...

... Qualität kommt vor Intensität

Die Qualität der Übungsausführung, sprich korrekte, saubere Ausführung, ist vor allem beim Training mit Gewichten, egal ob Langhantel, Kettlebell, Sandsack oder Traktorreifen, das A und O. Wer die korrekten Bewegungsabläufe nicht blind beherrscht, darf die Intensität und Last keinesfalls steigern und schon gar nicht bis zur Erschöpfung trainieren. Der liebe Herr Doktor und die Natur können nämlich längst nicht alle Rücken- und Gelenkschäden wieder "flicken" ...
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Last Update: 31.07.2016

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